Virtuoses Spiel auf 88 Tasten

Volksstimme Halberstadt vom 21. April 2017

Saisonabschluss bei der „Stunde der Musik“: Mit einem fulminanten Schlusspunkt endete die diesjährige Kammermusiksaison in Halberstadt. Diese „Stunde der Musik“ gestaltete der Vereinsvorsitzende Hartmut Wettges selbst. 

Von Renate Petrahn. 

Halberstadt. Wie diese einzigartige Konzertsaison 2016/2017 des Halberstädter Kammermusikvereins musikalisch abschließen? Eine Spielzeit, in der weltbekannte Solisten der Berliner Philharmoniker im Rathaussaal der Domstadt auftraten.

Hartmut Wettges, der Vorsitzende des Kammermusikvereins, hat eine Lösung gefunden, die nicht nur künstlerisch überzeugte. Denn das letzte Konzert in der Saison war ein Benefizkonzert, dessen Erlös dem Verein zugute kommt. Am Sonntag erlebten die Zuhörer eine wohldurchwachte Präsentation von drei brillanten Klavierwerken.

Gespielt hat – und zwar auswendig – der als Dirigent und Pianist ausgebildete Wettges die Sonate D-Dur KV 576 von Mozart, die „Waldsteinsonate“ von Beethoven und die Sonate h-Moll von Liszt. Alles Kompositionen, die eine Sonderstellung im Schaffen der Tonschöpfer einnehmen und ideal sind, um unter Beweis zu stellen, zu welchen Höchstleistungen ein Pianist in der Lage ist.

Zum Auftakt gab es die reife und kompositionstechnisch besonders kunstvolle Mozart-Sonate in D-Dur KV 576. Bei der nachfolgenden Waldsteinsonate war Wettges dann ganz bei sich und spielte sein virtuoses Können aus. Sein Spiel war ausgesprochen maskulin, kraftvoll und bestimmt. Auch im entfesselten Tempo erlaubte er sich keine Undeutlichkeit. Perkussive Elemente wurden kunstvoll eingesetzt, die Arpeggien perlten prägnant. In den langsamen und gefühlvollen Mittelsätzen beeindruckte er bei Beethoven wie bereits bei Mozart mit weichem, sanglichem und intimem Anschlag. 

Nach der Pause dann die h-Moll Sonate von Liszt, eines der meist gespielten Soloklavier-Werke im Konzertsaal. Die Sonate gilt in der Fachwelt als einer der Gipfelpunkte der Klaviermusik überhaupt. Wettges gelang eine spannende Interpretation des Werkes, die die etwa 30 Minuten Spieldauer vergessen ließen. Bemerkenswert, wie er die Übergänge, Brüche, Bezüge und Wandlungen der Ideen und Themen hörbar machte. 

Nachdem der letzte Ton verklungen war, herrschte erst einmal Stille. Zwei, drei Sekunden lang, bevor das wie immer höchst aufmerksame Publikum mit langanhaltendem Beifall dankte. Und als besonderen Beweis der Wertschätzung sowohl für den Künstler als auch den Vereinsvorsitzenden wandten sich viele Konzertbesucher direkt an Hartmut Wettges, um ihm mit einem Händedruck und herzlichen Worten ihren Respekt auszudrücken.