Viel Beifall nach Benefizkonzert

Klavierabend im Kammermusikverein Halberstadt mit Hartmut Wettges: Die Spielzeit 2016/2017 der Internationalen Kammermusikreihe „Stunde der Musik“ ging mit einem Klavierabend zu Ende. Als Benefiz für den Kammermusikverein, gespielt von Hartmut Wettges, dessen Vorsitzenden.

von Hans-Ulrich Sauer

Die Musik als eine der reinen und schönen Künste bewegt durch ihre Spezifik des Klanges das Innere des Menschen in besonderer Weise. Im besten Fall durch Gefühl und Verstand. Gemessen an ihre hohen Anforderungen des solistischen Spiels, ist die Kammermusik eine ganz eigene Gattung. Auch Kompositionen für Soloklavier gehören seit Jahrhunderten dazu. Am 9. April standen im Ratssaal Mozarts letzte Klaviersonate D-Dur (KV 567), die „Waldsteinsonate“ C-Dur op. 53 von Beethoven sowie die h-Moll Sonate von Liszt im Programm. Abgesehen von der Mozart-Sonate sind die beiden Werke von Beethoven und Liszt echte „Granaten“, welche einem Pianisten alles abverlangen.

Frühlingshaften Geist versprühend, präsentierte Wettges den galanten und polyphonen Charakter des ersten Satzes der Mozart-Sonate. Sehr schön der homartige Dreiklangruf des Anfangs und dabei geschickt und zügig den nachfolgenden zweistimmigen Kanon ins Geschehen einbeziehend, mit dem Mozart Bach seine Referenz erwies. Beim zweiten Satz bewies Wettges, dass er über den langen Atem verfügt, den jene in zweiteiliger Liedform ausgesponnene Melodie braucht. Mit leichter, lockerer Hand zeigte er dann im dritten Satz die kontrapunktischen Verarbeitungen, dabei den thematischen Wandel verdeutlichend. 

Programmatisch hierzu in krassem Gegensatz stehend folgte Beethovens „Waldsteinsonate“. Freunde des Komponisten äußerten über das Werk: „Sie geht über die Kraft eines einzelnen Mannes. Man möge nach jedem Ruhepunkt einen frischen Pianisten eintreten lassen.“ Sehr schön und wirkungsvoll war die über jene pochenden Achtel sich aufbauende Spannung. Das erste und zweite Thema wurde sehr gesangvoll gestaltet. Großartig spielte Wettges die nachfolgende „Introduktion“. Sie ist eigentlich eine musikalische Metamorphose: Das sich aus einem Sextmotiv entwickelnde Thema schlüpft als ein neues Gebilde hervor und verliert sich endlich in den Modulationen eines entspannten C-Dur-Rondos. 

Die h-Moll-Sonate von Franz Liszt muss als die größte Komposition dieser Gattung nach Beethoven und Schubert bezeichnet werden. Das düster am Beginn vorgetragene Motto geht charakteristisch über in den thematischen Bau des riesigen einsätzigen Stückes. Der aufzuckende Oktavsprung hält die Sprengkraft für den Entfaltungsdrang des gewaltigen Klangdramas bereit. Eine Komposition, die an Dramatik und Spannung wohl alles in sich birgt und klanglich schon sinfonische Ausmaße erreicht. Wettges Leistung im virtuosen, wie im musikalisch-gestalterischen Spiel erreichte ein sehr hohes Niveau.

Das begeisterte und äußerst beeindruckte Publikum erhob sich Beifall klatschend achtungsvoll von den Plätzen.