Im 6. Konzert der laufenden Konzertsaison präsentierte der Halberstädter Kammermusikverein am Sonntag, dem 09. März den Münchner Pianisten Detlev Eisinger. Da Eisinger in Halberstadt ja kein Unbekannter ist und sein Klavierspiel für die Zuhörer auch dieses Mal ein Hörgenuss bedeutete, war der Rathaussaal dementsprechend gefüllt. Trotz der relativ kurzen Einführungen des Gesprächskonzerts war der Abend lang, den die Hörer mit Spannung verfolgten.
Von Hartmut Wettges
Die 1827 entstandenen vier Impromptus op.90 wurden in ihrem völlig unterschiedlichen Charakter pianistisch sehr differenziert dargestellt, und das, obwohl es auf den heutigen Instrumenten, die in der Tiefe der Bässe viel kompakter klingen (im Gegensatz zum Hammerflügel des anfänglichen 19. Jahrhunderts), manchmal schwierig ist, den Schubert'schen Melodienreichtum gesanglich zum Klingen zu bringen.
Auch das technische Spiel Eisingers ließ keine Wünsche offen. So beim 2. Es-Dur Impromptu mit seinen Triolen – Bewegungen, dessen Mittelteil durch Eisingers Interpretation durchaus einen abgründigen Walzercharakter erweckte und Schubert alle Ehre machte. Die Nachwelt hat erst relativ spät begriffen, welches Potential uns ein 31-jähriger hinterlassen hat.
Das betrifft auch die im Konzert gespielte c-Moll Sonate (D 958), die er kurz vor seinem Tod im Jahre 1828 gemeinsam mit der A-Dur (D 959) und der B-Dur (D 960) komponiert hat. Hier hat Schubert ohne Zweifel Beethoven´sche Größe erreicht. Besser noch: Schubert ist in seiner Art über den Meister hinausgewachsen und hat durch seine lyrischen Erfindungen den Weg in die nächste musikalische Epoche gewiesen. Detlev Eisinger hat mittels seiner gespielten Tempi gezeigt, dass Schubert die ¾ - Takt-Tempi der Beethoven – Sonaten, aber auch der 3. und 8.Sinfonie gekannt hat, die sich in unserer heutigen Zeit den von Beethoven angezeigten Metronom-Zahlen nähern.
Alles in allem ein beglückender Abend, der dem Renommee des Kammermusikvereins trotz knapper Kassen weiteren Zuspruch gebracht hat.